“…jede Beschwerde ist ein Schatz!”

Im Porträt: Birgit Steffens, Lob- und Beschwerdemanagement Israelitisches Krankenhaus in Hamburg

 

Frau Stef­fens, wie sieht ein typi­scher Arbeits­tag bei Ihnen aus?
Übli­cher­wei­se mache ich mir bereits am Abend vor­her einen Plan für den fol­gen­den Tag: Wel­che zu bear­bei­ten­den Beschwer­den gibt es, sind alle not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen vor­han­den und wel­che Vor­be­rei­tun­gen zur Ein­bin­dung der betei­lig­ten Abtei­lun­gen müs­sen noch getrof­fen wer­den? Mein Arbeits­tag beginnt dann mit dem Prü­fen und Lesen von E‑Mails. Es kann natür­lich immer sein, dass etwas Wich­ti­ges hin­zu­kommt, das hat dann Vor­rang. Mein Tele­fon ist wäh­rend des Arbeits­ta­ges in der Regel ein­ge­schal­tet, so dass ich auch wäh­rend einer Bespre­chung einen Anruf ent­ge­gen­neh­men kann, um mir die Num­mer des Anru­fers zu notie­ren.

Wie und war­um sind Sie Beschwer­de­ma­na­ge­rin gewor­den?
Ich kom­me aus der Pfle­ge, bin ursprüng­lich Fach­kran­ken­schwes­ter für Anäs­the­sie und Inten­siv­pfle­ge und habe über vie­le Jah­re eine Inten­siv­sta­ti­on gelei­tet. Aus gesund­heit­li­chen Grün­den habe ich die Inten­siv­pfle­ge ver­las­sen und bin 2006 ins Beschwer­de­ma­nage­ment gewech­selt. Mein Inter­es­se an einer inhalt­li­chen Wei­ter­ent­wick­lung war dann sehr schnell da. Mit Unter­stüt­zung des Geschäfts­füh­rers Herrn Jahn wur­de das Beschwer­de­ma­nage­ment neu struk­tu­riert — unter ande­rem wur­den zeit­li­che Res­sour­cen zur Bear­bei­tung von Beschwer­den geschaf­fen. Im Rah­men der Ham­bur­ger Erklä­rung, der frei­wil­li­gen Selbst­ver­pflich­tung Ham­bur­ger Klin­ken zum Lob- und Beschwerde¬manage¬ment, habe ich gemein­sam mit wei­te­ren Kol­le­gen einen Leit­fa­den zum Beschwer­de­ma­nage­ment ent­wi­ckelt. Mein Inter­es­se an einem bun­des­wei­ten Aus­tausch war immer da, des­halb bin ich Mit­glied im Netz­werk Beschwer­de­ma­nage­ment gewor­den, dem Vor­läu­fer des BBfG, und 2016 dann im BBfG.

Wie hat sich das Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­än­dert?
Es gibt vie­le Grün­de, war­um sich unser Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment in den letz­ten Jah­ren pro­fes­sio­na­li­siert hat. Was mir per­sön­lich von Anfang an ganz wich­tig war: ein posi­ti­ves Bewusst­sein bei unse­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern für das Beschwer­de-manage­ment zu schaf­fen. Ich möch­te dar­stel­len, war­um das, was wir tun, etwas Posi­ti­ves ist, etwas, wovon alle etwas haben. Und ich glau­be, das ist mir gelun­gen. Ich bin schon zu Beginn mei­ner Tätig­keit zu den Team­be­spre­chun­gen gegan­gen, um im direk­ten Kon­takt das Beschwer­de­ma­nage­ment, sei­ne Auf­ga­ben und sei­nen Nut­zen bekannt zu machen. Das hat sich dann ste­tig wei­ter­ent­wi­ckelt. Seit vie­len Jah­ren stel­len wir an den Ein­füh­rungs­ta­gen für neue Mit­ar­bei­ter das Beschwer­de­ma­nage­ment vor und für inter­es­sier­te Mit­ar­bei­ten­de gibt es ein­mal im Jahr eine Fort­bil­dung: „Beschwer­den sicher begeg­nen, schwie­ri­ge Gesprä­che meis­tern“. Ich selbst bin zugleich Media­to­rin und möch­te unse­re Mit­ar­bei­ten­den im Umgang mit kon­flikt­be­haf­te­ten Situa­tio­nen unter­stüt­zen. Die wenigs­ten haben Erfah­rung damit und wis­sen nicht, wie sie mit Eska­la­tio­nen umge­hen sol­len. Und dann gibt es den wich­ti­gen Punkt Qua­li­täts­si­che­rung. Die Ergeb­nis­se von Lob- und Beschwer­den flie­ßen auch in die Opti­mie­rung von Pro­zes­sen ein. Häu­fig geht es um ein­fa­che The­men­in­hal­te, etwa For­mu­la­re, die die Pati­en­ten aus­fül­len. Wenn die unklar for­mu­liert sind, gibt es Beschwer­den, die wir mit einer Ver­ein­fa­chung die­ser For­mu­la­re schnell behe­ben kön­nen.

Wel­ches Lob und wel­che Beschwer­den hören Sie am häu­figs­ten?
Posi­tiv her­vor­he­ben muss ich unse­re Spei­sen­ver­sor­gung, die wir 2014 kom­plett umge­stellt haben. Wir haben damals einen Küchen­chef aus dem Hotel- und Gas­tro­no­mie­be­reich ein­ge­stellt. Die­ser kocht nun spe­zi­ell für unse­re Pati­en­ten, die häu­fig unter Nah­rungs-mit­tel­all­er­gien und Ernäh­rungs­pro­ble­ma­ti­ken lei­den. Wir sind mei­nes Wis­sens nach das ein­zi­ge Ham­bur­ger Haus, das noch selbst kocht.

Was moti­viert Sie jeden Tag?
Ich sage immer: „Jede Beschwer­de ist ein Schatz“. Ich hät­te nie geglaubt, dass es so ein­fach ist, Din­ge umzu­set­zen und einen posi­ti­ven Wan­del anzu­sto­ßen. Häu­fig ist es so, dass wir sehr schnell eine Ver­än­de­rung der Situa­ti­on erzie­len. Wenn wir dann etwas umge­setzt haben, mer­ke ich sehr schnell, dass Pati­en­ten dies her­vor­he­ben und auch die Betrof­fe­nen in der Kli­nik etwas davon haben. Es fin­det eine offen­sicht­li­che Qua­li­täts­ver­bes­se­rung statt.

Israe­li­ti­sches Kran­ken­haus Ham­burg
Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment
Orchi­deenstieg 14
D‑22297 Ham­burg

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