Neuer Leitfaden des BBfG zum Umgang mit Diskriminierungsmeldungen im Gesundheitswesen: „Wichtige Antwort auf ein drängendes Problem!“

Der Bun­des­ver­band Beschwer­de­ma­nage­ment für Gesund­heits­ein­rich­tun­gen (BBfG) gibt die Ver­öf­fent­li­chung eines umfas­sen­den und pra­xis­na­hen Leit­fa­dens für den Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen im Gesund­heits­we­sen bekannt. Die Grund­la­ge für den Leit­fa­den wur­de vom Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ham­burg Eppen­dorf (UKE) in Zusam­men­ar­beit mit inter­nen Fach­ex­per­ten ent­wi­ckelt.

Das UKE als Mit­glied im BBfG hat sei­ne umfäng­li­chen Erfah­run­gen als gro­ße Gesund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on in den Leit­fa­den ein­ge­bracht. Der Leit­fa­den beinhal­tet kla­re Defi­ni­tio­nen und Ver­fah­ren für die Mel­dung und Bear­bei­tung von Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­len, Schu­lungs- und Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men für Mit­ar­bei­ter, spe­zi­el­le Anwei­sun­gen für Füh­rungs­kräf­te, Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te für Betrof­fe­ne sowie Mecha­nis­men zur regel­mä­ßi­gen Über­prü­fung und Anpas­sung der Richt­li­ni­en.

Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen: trotz hoher Zah­len kei­ne ver­bind­li­chen Ver­fah­ren
Vor weni­gen Tagen ver­öf­fent­lich­te der BBfG sei­nen jähr­li­chen, viel­be­ach­te­ten Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment-Bench­mark, der die Effek­ti­vi­tät und Ent­wick­lungs­trends im Umgang mit Pati­en­ten­feed­back sowie dar­aus abge­lei­te­te Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men in deut­schen Kli­ni­ken, Kran­ken­häu­sern und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen abbil­det. Ein kri­ti­scher Trend ist die hohe Anzahl an Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen: Bei 50 % der mehr als 300 Befrag­ten gin­gen Beschwer­den von Pati­en­tin­nen, Pati­en­ten, Ange­hö­ri­gen oder Per­so­nal ein, die Dis­kri­mi­nie­rung oder Über­griff­si­tua­tio­nen sowie ver­ba­le oder kör­per­li­che Gewalt­an­dro­hun­gen bezüg­lich Geschlecht, Alter, Reli­gi­on, Behin­de­rung, eth­ni­scher Her­kunft oder sexu­el­ler Ori­en­tie­rung the­ma­ti­sier­ten. Den­noch gibt es in zwei Drit­tel der befrag­ten Gesund­heits­ein­rich­tun­gen kein ver­bind­lich fest­ge­leg­tes Ver­fah­ren, wie mit dis­kri­mi­nie­ren­den Vor­fäl­len zu ver­fah­ren ist.

Ent­las­tung der Mit­ar­bei­ten­den im Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment
„Das sind kri­ti­sche Ergeb­nis­se. Ein pro­fes­sio­nel­ler Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen ist drin­gend erfor­der­lich“, so Oli­ver Gon­do­latsch, 1. Vor­sit­zen­der des BBfG. „Als Berufs­ver­band sind wir in der Pflicht,
den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus dem Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment hier­zu Hil­fe und Unter­stüt­zung zu geben. Unser aus­drück­li­cher Dank geht an Bea­te Ger­ber und Hil­ke Hols­ten-Grif­fin vom Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ham­burg Eppen­dorf, die die­sen hilf­rei­chen Leit­fa­den zum Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen aus einer Ver­fah­rens­an­wei­sung des UKE ent­wi­ckelt haben.“

„Wie in so vie­len Kran­ken­häu­sern gibt es auch im Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ham­burg-Eppen­dorf (UKE) in den ver­gan­ge­nen Jah­ren einen spür­ba­ren Anstieg von Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen“, so die Autorin­nen des Leit­fa­dens, Bea­te Ger­ber und Hil­ke Hols­ten-Grif­fin vom Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment des UKE. „Ange­sichts die­ser Zunah­me ist der Leit­fa­den eine wich­ti­ge Ant­wort auf ein drän­gen­des Pro­blem.“ Das pra­xis­na­he Doku­ment zielt dar­auf ab, eine Unter­neh­mens­kul­tur zu för­dern, die Viel­falt wert­schätzt und Benach­tei­li­gun­gen aktiv ent­ge­gen­wirkt. Zugleich bie­tet es Han­deln­den prak­ti­sche Hil­fe für die täg­li­che Arbeit. Der Leit­fa­den mar­kiert damit einen längst fäl­li­gen Schritt zur Ent­las­tung der Mit­ar­bei­ten­den im Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment sowie zur Gestal­tung einer dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Gesund­heits­ver­sor­gung.

Hil­fe­stel­lung für Mit­ar­bei­ten­de
Im Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen geht es dar­um, Dis­kri­mi­nie­rung in allen For­men in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen zu erken­nen, zu adres­sie­ren und zu ver­hin­dern. Im Kern des Leit­fa­dens, der von einem Team zahl­rei­cher Fach­leu­te erstellt wur­de, dar­un­ter Inte­gra­ti­ons­be­auf­trag­te, Rechts­ab­tei­lung (AGG)/ Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te und Ver­tre­ter des Qua­li­täts­ma­nage­ments und der Pati­en­ten­si­cher­heit, ste­hen Hil­fe­stel­lun­gen für Mit­ar­bei­ten­de.

Zu den Emp­feh­lun­gen und Maß­nah­men gehö­ren:

  • Kla­re Defi­ni­ti­on von Dis­kri­mi­nie­rung: Der Leit­fa­den bie­tet eine umfas­sen­de Defi­ni­ti­on des­sen, was unter Dis­kri­mi­nie­rung zu ver­ste­hen ist, ein­schließ­lich Bei­spie­len aus dem All­tag in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen.
  • Ver­fah­ren zur Mel­dung von Dis­kri­mi­nie­rung: Es wer­den detail­lier­te Ver­fah­ren für die Mel­dung und Bear­bei­tung von Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­len bereit­ge­stellt. Dies umfasst sowohl die Schrit­te, die Betrof­fe­ne und Zeu­gen unter­neh­men kön­nen, als auch die Ver­ant­wort­lich­kei­ten des Per­so­nals.
  • Schu­lung und Bewusst­seins­bil­dung: Der Leit­fa­den betont die Bedeu­tung von Schu­lun­gen für Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, um Dis­kri­mi­nie­rung zu erken­nen und ange­mes­sen dar­auf zu reagie­ren. Er beinhal­tet auch Vor­schlä­ge für Wei­ter­bil­dungs­pro­gram­me, die das Bewusst­sein für Viel­falt und Inklu­si­on för­dern.
  • Richt­li­ni­en für Füh­rungs­kräf­te: Es wer­den spe­zi­el­le Anwei­sun­gen für Füh­rungs­kräf­te zur För­de­rung einer inklu­si­ven Kul­tur und zum Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­len in ihren Teams gege­ben.
  • Unter­stüt­zung und Res­sour­cen für Betrof­fe­ne: Der Leit­fa­den ent­hält Infor­ma­tio­nen über Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te und Res­sour­cen sowohl für Opfer von Dis­kri­mi­nie­rung als auch für Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die mit sol­chen Situa­tio­nen kon­fron­tiert sind.
  • Eva­lua­ti­on und Feed­back: Schließ­lich wer­den Mecha­nis­men zur regel­mä­ßi­gen Über­prü­fung und Anpas­sung der Richt­li­ni­en und Ver­fah­ren vor­ge­stellt, damit sich die Ver­än­de­run­gen des Gesund­heits­sek­tors dar­in wider­spie­geln.

Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist der ganz­heit­li­che Ansatz des Leit­fa­dens, der sowohl Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten als auch die Hand­lungs­kom­pe­tenz der Mit­ar­bei­ten­den in den Fokus nimmt. Denn eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Pati­en­ten­ver­sor­gung ist untrenn­bar mit einer respekt­vol­len und fai­ren Arbeits­um­ge­bung ver­bun­den.

Auf­ruf zur Umset­zung
Der BBfG e.V. appel­liert an alle Gesund­heits­ein­rich­tun­gen, den Leit­fa­den als grund­le­gen­den Bestand­teil ihrer Arbeits- und Behand­lungs­pro­zes­se zu inte­grie­ren. Durch die Anwen­dung der Emp­feh­lun­gen schaf­fen Gesund­heits­ein­rich­tun­gen eine Umge­bung, in der sich jede Per­son – unab­hän­gig von Her­kunft oder Iden­ti­tät – geschätzt und respek­tiert fühlt. Dies ist ein ent­schei­den­der Schritt zur Ver­bes­se­rung der Pati­en­ten­ver­sor­gung und zur Stär­kung des gesam­ten Gesund­heits­sys­tems.

Der Leit­fa­den zum Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen im Gesund­heits­we­sen ist exklu­siv für die Mit­glie­der des BBfG ver­füg­bar und im Mit­glie­der­be­reich abruf­bar.

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