Ein­blick: Teil 1 unse­rer Serie “Beschwer­de­ma­nage­ment wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie”

Lob und Beschwer­den ent­ge­gen­neh­men, im Kon­flikt­fall zwi­schen Arzt oder Pfle­gen­den und Pati­ent oder Ange­hö­ri­gem ver­mit­teln und wenn nötig die Wogen glät­ten: Das sind klas­si­sche Auf­ga­ben von Lob- und Beschwer­de­ma­na­gern. In Coro­na-Zei­ten wan­delt sich das Auf­ga­ben­feld jedoch für vie­le: Zum einen, weil kaum Besu­cher in die Kli­ni­ken kom­men, zum ande­ren, weil anders­wo noch drin­gen­der Hil­fe benö­tigt wird. Wie das eif­ri­ge Per­so­nal die Lücke schließt, stel­len wir in einer Serie auf der Web­site des BBfG vor. Den Auf­takt macht ein Bei­trag über das Beschwer­de­ma­nage­ment am Kli­ni­kum Braun­schweig.

Weni­ger Beschwer­den, mehr Son­der­ein­sät­ze. Statt mit Hörer in der Hand an ihrem Schreib­tisch ist Cor­ne­lia Schlie­ben seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie an vie­len Orten zu sehen, wo außer der Rei­he Hil­fe benö­tigt wird.

Begon­nen haben ihre Extra-Schich­ten mit der Ein­rich­tung einer Ein­lass­kon­trol­le. Pati­en­ten mit Atem­wegs­er­kran­kun­gen soll­ten von ande­ren Not­fall-Pati­en­ten getrennt wer­den, um eine wei­te­re Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus so gut es geht ein­zu­däm­men. Einem inter­nen Auf­ruf mit der Bit­te um Frei­wil­li­ge fol­gend, über­nahm Cor­ne­lia Schlie­ben gemein­sam mit ihrer Kol­le­gin Anja Leist­ner-Strath­mann eini­ge der ers­ten Zelt­diens­te. „Trotz der schwie­ri­gen Situa­ti­on hat das fast ein biss­chen Spaß gemacht“, sagt sie rück­bli­ckend. „Ich pas­se mich da gern an. Wenn ich abseits mei­ner eigent­li­chen Auf­ga­be hel­fen kann, mache ich das.“ Als Dank gab es viel posi­ti­ves Feed­back – sowohl von Pati­en­ten als auch von Kli­nik­mit­ar­bei­tern.

Haus­ei­ge­ne Kli­ni­kapo­the­ke stellt Des­in­fek­ti­ons­mit­tel her

Nächs­te Etap­pe der Coro­na-Her­aus­for­de­rung war die haus­ei­ge­ne Kli­nik-Apo­the­ke. Weil ein Man­gel an Des­in­fek­ti­ons­mit­teln droh­te, stell­ten Mit­ar­bei­ter des Kli­ni­kums Braun­schweig für das eige­ne Haus, umlie­gen­de Kran­ken­häu

ser, Reha­ein­rich­tun­gen und nie­der­ge­las­se­ne Ärz­te aus der Regi­on ein­fach selbst Des­in­fek­ti­ons­mit­tel her. Mög­lich war das dank einer Spen­de des in Wol­fen­büt­tel ansäs­si­gen Unter­neh­mens Jäger­meis­ter, das den dafür not­wen­di­gen Alko­hol lie­fer­te. Cor­ne­lia Schlie­ben war erneut zur Stel­le und füll­te die frisch pro­du­zier­te Flüs­sig­keit in Kanis­ter ab.

Kaum waren Zelt­dienst und Hos­pi­ta­ti­on in der haus­ei­ge­nen Kli­ni­kapo­the­ke pas­sé, war­te­te auf Cor­ne­lia Schlie­ben die nächs­te Son­der­auf­ga­be: Seit April teilt sie an meh­re­ren Aben­den in der Woche an zwei Stand­or­ten der Kli­nik gespen­de­te Back­wa­ren aus – als Moti­va­ti­on für das gebeu­tel­te Kli­nik­per­so­nal. „Wir haben eine Spen­de der Sander’s Back­stu­be bekom­men“, freut sich Cor­ne­lia Schlie­ben über die groß­zü­gi­ge Unter­stüt­zung. „Alle Back­wa­ren, die bis zum Abend nicht ver­kauft sind, wer­den an dienst­ha­ben­des Per­so­nal ver­schenkt. Die Bäcke­rei möch­te damit etwas Gutes tun.“ Und nicht nur sie. Auch Restau­rants und wei­te­re Unter­neh­men aus der Regi­on leis­ten mit ver­güns­tig­ten Ange­bo­ten und Spen­den ihren Bei­trag und zei­gen Beschäf­tig­ten des Kli­ni­kums damit ihre Aner­ken­nung.

Wert­schät­zung für frü­he­re Kol­le­gen aus der Pfle­ge

Für Cor­ne­lia Schlie­ben sind die­se abend­li­chen Run­den, die auch an Wochen­en­den und Fei­er­ta­gen anste­hen, ein zusätz­li­cher Auf­wand, den sie jedoch gern auf sich nimmt. „Ich habe 26 Jah­re selbst in der Pfle­ge des Kli­ni­kums Braun­schweig gear­bei­tet. Wie hart die­ser Job ist, habe ich nicht ver­ges­sen. Mei­ne täg­li­che Run­de ist eine Art Wert­schät­zung für frü­he­re Kol­le­gen.“

30 Jah­re hält die Beschwer­de­ma­na­ge­rin ihrem Arbeit­ge­ber bereits die Treue. 26 Jah­re als Pfle­ge­fach­kraft, dann wech­sel­te sie ins Beschwer­de­ma­nage­ment, das am Kli­ni­kum Braun­schweig dem Bereich Kom­mu­ni­ka­ti­on und Medi­en unter­stellt ist. „Ich füh­le mich mei­nem Arbeit­ge­ber sehr ver­bun­den und arbei­te gern hier. Lei­der muss­te ich mich krank­heits­be­dingt aus der Pfle­ge ver­ab­schie­den. Des­halb habe ich über­legt, wie ich mei­ne Qua­li­fi­ka­tio­nen hier wei­ter sinn­voll nut­zen kann“, so Schlie­ben.

Beschwer­de­ma­nage­ment als Blitz­ab­lei­ter

Die Stel­len­aus­schrei­bung als Beschwer­de­ma­na­ge­rin kam für sie wie geru­fen. „Ich konn­te unter sämt­li­che Anfor­de­run­gen ein Häk­chen set­zen“, blickt die frü­he­re Kran­ken­schwes­ter im Bereich Neu­ro­chir­ur­gie zurück. Heu­te pro­fi­tiert sie von ihrem Insi­der­wis­sen: „Ich ken­ne Abläu­fe und Mit­ar­bei­ter, fin­de schnell den rich­ti­gen Ansprech­part­ner und kann Brü­cken bau­en.“ Dass dadurch stets zügig auf Beschwer­den reagiert und Kon­flik­te gelöst wer­den kön­nen, wis­sen Pati­en­ten und Ange­hö­ri­ge zu schät­zen. Cor­ne­lia Schlie­ben, die sich selbst als Blitz­ab­lei­ter sieht, zieht aus jedem gelös­ten Kon­flikt Kraft für neue Her­aus­for­de­run­gen: „Das ist ein sehr schö­nes Gefühl, das Ansporn für die nächs­te schwie­ri­ge Situa­ti­on gibt.“

Unter­stützt wird sie bei ihrer täg­li­chen Arbeit von ihrer Kol­le­gin Anja Leist­ner-Strat­mann, die die Abtei­lung vor etli­chen Jah­ren mit auf­ge­baut hat und auch jetzt noch die Fäden in der Hand hält. Wäh­rend Cor­ne­lia Schlie­ben also in die­ser beson­ders anspruchs­vol­len Zeit im Coro­na-Zelt, als Back­wa­ren-Lie­fer­dienst oder mit der Her­stel­lung von Des­in­fek­ti­ons­mit­teln beschäf­tigt ist, hält Anja Leist­ner Strat­mann wei­ter die Stel­lung am Tele­fon und vor dem Mail-Fach und beant­wor­tet mög­li­che Anru­fe und Mails von Pati­en­ten oder Ange­hö­ri­gen. Denn eine schnellst­mög­li­che Reak­ti­on und Klä­rung auf­ge­tre­te­ner Kon­flik­te ist bei­den ein gro­ßes Anlie­gen – nicht nur in Coro­na-Zei­ten.

 

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