BBfG Benchmark 2023: Hohe Belastungen im Lob- und Beschwerdemanagement – Diskriminierungsmeldungen in Gesundheitseinrichtungen „sind besorgniserregend“

Der BBfG ver­öf­fent­licht einen drin­gend benö­tig­ten Leit­fa­den zum Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen und for­dert mehr Bemü­hun­gen der Kli­ni­ken und Kran­ken­häu­ser für die Fort- und Wei­ter­bil­dun­gen im Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment

Der Bun­des­ver­band Beschwer­de­ma­nage­ment für Gesund­heits­ein­rich­tun­gen e. V. (BBfG) ver­öf­fent­licht sei­nen jähr­li­chen, viel­be­ach­te­ten Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment-Bench­mark, der die Effek­ti­vi­tät und Ent­wick­lungs­trends im Umgang mit Pati­en­ten­feed­back sowie dar­aus abge­lei­te­te Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men in deut­schen Kli­ni­ken, Kran­ken­häu­sern und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen abbil­det. Mit mehr als 300 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern und Anga­ben aus 463 Kli­nik­ver­bün­den ist der Bench­mark ein reprä­sen­ta­ti­ves Stim­mungs­bild im deut­schen Gesund­heits­we­sen.

Der Trend einer hohen psy­chi­schen Belas­tung unter Beschwer­de­ma­na­ge­rin­nen und Beschwer­de­ma­na­gern setzt sich unver­min­dert fort. Trotz die­ser Belas­tun­gen bleibt die Zahl der aus den Pati­en­ten-Beschwer­den abge­lei­te­ten Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men sta­bil, was für die Resi­li­enz des Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ments spricht, sowie für die unver­zicht­ba­re Rol­le, die es im Qua­li­täts­ma­nage­ment und in der Pro­zess­op­ti­mie­rung von Kli­ni­ken und Kran­ken­häu­sern ein­nimmt. Mehr und mehr Gesund­heits­ein­rich­tun­gen füh­ren zudem ver­bind­li­che Pro­zes­se ein, um aus Pati­en­ten-Rück­mel­dun­gen stan­dar­di­siert Ver­bes­se­run­gen abzu­lei­ten.

“Der Beschwer­de­ma­nage­ment-Bench­mark ver­deut­licht, dass die Zukunft im Gesund­heits­we­sen den­je­ni­gen Häu­sern gehört, die Pati­en­ten­rück­mel­dun­gen als Schlüs­sel für Qua­li­täts­ma­nage­ment und Pro­zess­op­ti­mie­rung begrei­fen“, so Oli­ver Gon­do­latsch, 1. Vor­sit­zen­der des BBfG. „Nur Kli­ni­ken und Kran­ken­häu­ser, die sich kon­ti­nu­ier­lich an den Bedürf­nis­sen ihrer Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ori­en­tie­ren, wer­den sich im dyna­mi­schen Gesund­heits­we­sen erfolg­reich behaup­ten und wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen.”

Der BBfG for­dert seit län­ge­rem, dass das Ver­bes­se­rungs­ma­nage­ment in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen nach kla­ren Stan­dards erfol­gen muss, wie sie der Ver­band for­mu­liert hat. Dies umfasst die Eta­blie­rung struk­tu­rier­ter Ver­fah­ren und Richt­li­ni­en, die eine effek­ti­ve und effi­zi­en­te Bear­bei­tung von Lob und Beschwer­den gewähr­leis­ten. Dar­über hin­aus erneu­ert der BBfG sei­ne For­de­rung nach regel­mä­ßi­gen, qua­li­fi­zier­ten Fort­bil­dun­gen für Lob- und Beschwer­de­ma­na­ger, um sicher­zu­stel­len, dass die­se Fach­kräf­te über die not­wen­di­gen Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten ver­fü­gen, um auf die Belas­tun­gen und sich stän­dig ändern­den Anfor­de­run­gen im Gesund­heits­we­sen reagie­ren zu kön­nen.

Beschwerdemanager*innen sind zu hoch belas­tet!
52% der Befrag­ten (Befra­gungs­zeit­raum: 2022) gaben an, dass ihre Tätig­keit als Beschwerdemanager*in mit psy­chi­schen Belas­tun­gen ver­bun­den sei (von einer „teil­wei­sen“ bis hin zu einer „über­wie­gen­den Belas­tung“). „Das ist ein kri­ti­scher Wert“, so Oli­ver Gon­do­latsch, „der sich im Ver­gleich zum Vor­jahr zwar etwas ver­rin­gert hat (59,3% im Bench­mark 2022, Befra­gungs­zeit­raum 2021) aber immer noch viel zu hoch ist.“ Um die­se signi­fi­kan­ten Belas­tun­gen der im Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment beschäf­tig­ten Mit­ar­bei­ten­den nach­hal­tig zu redu­zie­ren, baut der BBfG sein spe­zia­li­sier­tes Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bot kon­ti­nu­ier­lich aus. So führt der Ver­band im April 2024 erneut sei­ne umfas­sen­de und mehr­tä­gi­ge Basis­qua­li­fi­ka­ti­on für Beschwerdemanager*innen durch (s. https://bbfg-ev.de/fortbildungen-weiterbildungen/) oder bie­tet spe­zi­el­le Semi­na­re, etwa zur Psy­cho­lo­gie der Gesprächs­füh­rung in schwie­ri­gen Beschwer­de­si­tua­tio­nen. Mit mehr als 20% ist emo­ti­ons­ge­la­de­nes Ver­hal­ten mit Dro­hun­gen, Angrif­fen oder Aggres­si­vi­tät der Beschwer­de­füh­ren­den die Haupt­be­las­tung.

Gewich­tung von Lob und Beschwer­den
Wie schon in den Vor­jah­ren wur­den für den Bench­mark 2023 die Beschwer­de- und Lobin­hal­te ana­ly­siert. Bei den Beschwer­den stan­den Orga­ni­sa­ti­on und Logis­tik mit 23,7% der Nen­nun­gen an ers­ter Stel­le, gefolgt von Pro­ble­men in der Kom­mu­ni­ka­ti­on (20,6%). Ärzt­li­che Leis­tung und Ver­sor­gung wur­den zu 14% und pfle­ge­ri­sche Leis­tung und Ver­sor­gung zu 11,1% the­ma­ti­siert. Beschwer­den über Gebäu­de und Aus­stat­tung mach­ten 10,9% aus. Im Bereich des Lobs domi­nier­ten Aner­ken­nun­gen für pfle­ge­ri­sche (26,9%) und ärzt­li­che Leis­tun­gen (23,8%), gefolgt von Kom­mu­ni­ka­ti­on (22%), Hotel­leis­tun­gen (10,1%) und orga­ni­sa­to­ri­schen Aspek­ten (6,5%).

Besorg­nis­er­re­gend: Dis­kri­mi­nie­rungs-Beschwer­den
Bei 50% der Befrag­ten gin­gen Beschwer­den von Pati­en­tin­nen, Pati­en­ten, Ange­hö­ri­gen oder Per­so­nal ein, die Dis­kri­mi­nie­rung oder Über­griff­si­tua­tio­nen, sowie ver­ba­le oder kör­per­li­che Gewalt­an­dro­hun­gen bezüg­lich Geschlecht, Alter, Reli­gi­on, Behin­de­rung, eth­ni­scher Her­kunft oder sexu­el­ler Ori­en­tie­rung the­ma­ti­sier­ten. Trotz die­ser hohen Zahl gibt es in zwei Drit­tel der befrag­ten Gesund­heits­ein­rich­tun­gen kein ver­bind­lich fest­ge­leg­tes Ver­fah­ren, wie mit dis­kri­mi­nie­ren­den Vor­fäl­len zu ver­fah­ren ist. „Das ist besorg­nis­er­re­gend. Auch hier sehen wir drin­gen­den Hand­lungs­be­darf – die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dür­fen mit die­ser Pro­ble­ma­tik nicht allei­ne gelas­sen wer­den“, so Oli­ver Gon­do­latsch. Des­halb ver­öf­fent­licht der BBfG jetzt einen pra­xis­na­hen Leit­fa­den zum Umgang mit Dis­kri­mi­nie­rungs­mel­dun­gen, der vom Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ham­burg Eppen­dorf (UKE) ent­wi­ckelt wur­de. Die­ser Leit­fa­den beinhal­tet kla­re Defi­ni­tio­nen und Ver­fah­ren für die Mel­dung und Bear­bei­tung von Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­len, Schu­lungs- und Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­men für Mit­ar­bei­ter, spe­zi­el­le Anwei­sun­gen für Füh­rungs­kräf­te, Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te für Betrof­fe­ne, sowie Mecha­nis­men zur regel­mä­ßi­gen Über­prü­fung und Anpas­sung der Richt­li­ni­en. Nähe­res auf der Web­site des BBfG.

Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men
Zu den posi­ti­ven Aspek­ten des aktu­el­len Bench­mark gehört ohne Zwei­fel, dass in dem bei wei­tem über­wie­gen­den Teil der befrag­ten Gesund­heits­ein­rich­tun­gen (86,3%) aus den Ein­ga­ben der Beschwer­de­füh­ren­den Ver­bes­se­run­gen abge­lei­tet wer­den. In mehr als der Hälf­te der Häu­ser (52,2%) ist die­se Initi­ie­rung von Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men ver­bind­lich fest­ge­legt. Meist (fast 80% der Fäl­le) betref­fen die Ver­bes­se­run­gen Sofort­hil­fen wie die Ter­min­ko­or­di­na­ti­on, Erreich­bar­keit von medi­zi­nisch-pfle­ge­ri­schem Per­so­nal, Rei­ni­gung und Repa­ra­tu­ren, aber auch Fra­gen der Schlich­tung – ein deut­li­cher Beleg dafür, dass das Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment schnell und effi­zi­ent Ver­bes­se­run­gen her­bei­führt. Ope­ra­tiv-stra­te­gi­sche Ver­bes­se­run­gen, die aus den Ein­ga­ben der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten abge­lei­tet wer­den, betref­fen etwa das Auf­nah­me­ma­nage­ment, die Ver­bes­se­rung von War­te­zei­ten oder die Ein­füh­rung von CIRS. Auf 100 Beschwer­den kom­men durch­schnitt­lich 31 Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men. Deren Wirk­sam­keit wird in mehr als der Hälf­te aller Fäl­le (58,6%) immer bzw. oft über­prüft, etwa durch das Qua­li­täts­ma­nage­ment, die Beschwerdemanager*innen selbst oder auch das Risi­ko­ma­nage­ment. Dazu Oli­ver Gon­do­latsch, der 1. Vor­sit­zen­de des BBfG e.V., betont: „Die Ergeb­nis­se des Bench­marks 2023 zei­gen, dass das Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ment eine zuneh­mend akti­ve Rol­le in der Unter­neh­mens­ent­wick­lung von Kli­ni­ken und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen spielt. Es ist ermu­ti­gend zu sehen, wie Beschwer­den kon­struk­tiv genutzt wer­den, um kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­run­gen und Anpas­sun­gen vor­an­zu­trei­ben.“

Hin­ter­grund
Der Beschwer­de­ma­nage­ment Bench­mark, durch­ge­führt gemein­sam mit dem Deut­schen Kran­ken­haus­in­sti­tut (DKI) und dem Soft­ware­her­stel­ler inworks, ist die umfas­sen­de Ana­ly­se und Bewer­tung der Leis­tungs­fä­hig­keit und Effi­zi­enz des Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ments in Kli­ni­ken, Kran­ken­häu­sern und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen. Er gibt ein­zig­ar­ti­ge Ein­bli­cke in den Ein­fluss von Pati­en­tin­nen- und Pati­en­ten-Beschwer­den auf Ver­bes­se­rungs­pro­zes­se sowie in die Wirk­sam­keit der dar­aus abge­lei­te­ten Maß­nah­men. Für den Bench­mark 2023 (Befra­gungs­zeit­raum 2022) gin­gen Rück­mel­dun­gen von 301 Teil­neh­mern aus, die Anga­ben für 463 Kli­nik­ver­bün­de und 567 Stand­or­te mach­ten.

Die Mit­glie­der des BBfG fin­den den aktu­el­len Bench­mark mit allen Befra­gungs­er­geb­nis­sen in unse­rem Mit­glie­der-Bereich.

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