War­um geleb­tes Pati­en­ten­feed­back den Unter­schied macht

Kaum ein Bereich steht der­zeit so sehr im Fokus wie die Qua­li­tät und Pati­en­ten­zen­trie­rung in deut­schen Kli­ni­ken. Mit der anste­hen­den Kran­ken­haus­re­form, die Ver­sor­gungs­qua­li­tät, Trans­pa­renz und Ergeb­nis­ori­en­tie­rung stär­ker in die Kran­ken­haus­pla­nung inte­grie­ren will, ver­än­dert sich auch die Rol­le des Lob- und Beschwer­de­ma­nage­ments: Es wird mehr denn je von einer nach­ge­ord­ne­ten Ser­vice­funk­ti­on zu einem stra­te­gi­schen Steue­rungs­in­stru­ment.

Vom Pflicht­pro­gramm zur Steue­rungs­grö­ße

Noch vor gut einem Jahr­zehnt galt das Beschwer­de­ma­nage­ment in vie­len Ein­rich­tun­gen als Rand­the­ma – orga­ni­sa­to­risch nicht sel­ten ange­sie­delt zwi­schen Pati­en­ten­auf­nah­me und Öffent­lich­keits­ar­beit. Heu­te zeigt sich ein ande­res Bild: Laut der jähr­li­chen BBfG-Bench­mark-Erhe­bung nut­zen inzwi­schen die meis­ten Kli­ni­ken Beschwer­den sys­te­ma­tisch zur Qua­li­täts­ent­wick­lung. 83,7 Pro­zent haben das Beschwer­de­ma­nage­ment zen­tral orga­ni­siert, 74,2 Pro­zent stim­men ihre Ver­fah­ren struk­tu­riert mit dem Risi­ko­ma­nage­ment ab. Wo 2012 noch 18 Ver­bes­se­rungs­maß­nah­men auf 100 Beschwer­den kamen, sind es heu­te durch­schnitt­lich 41. Die­se Ent­wick­lung zeigt: Beschwer­den sind kein Stör­si­gnal mehr, son­dern ein unver­zicht­ba­rer Sen­sor für Schwach­stel­len und Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le.

Qua­li­tät mess­bar machen

Gera­de im Lich­te der Kran­ken­haus­re­form bekommt die­se Ent­wick­lung eine neue Bedeu­tung. Denn Qua­li­tät soll künf­tig nicht mehr nur über Struk­tur- und Leis­tungs­zah­len abge­bil­det wer­den, son­dern über die tat­säch­li­che Erfah­rung der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten. Rück­mel­dun­gen aus dem Beschwer­de­ma­nage­ment bie­ten dafür eine ein­zig­ar­ti­ge Daten­ba­sis: Sie spie­geln unmit­tel­bar wider, wo Pro­zes­se nicht funk­tio­nie­ren, Kom­mu­ni­ka­ti­on schei­tert oder Ver­trau­en ver­lo­ren geht – und lie­fern damit Hin­wei­se, die kei­ne Kenn­zahl so prä­zi­se erfas­sen kann. Beschwer­den sind ein zen­tra­les Mit­tel, um Kun­den­zu­frie­den­heit zu mes­sen und Ver­bes­se­run­gen anzu­sto­ßen.

Beschwer­de­ma­nage­ment als Ele­ment der Qua­li­täts­stra­te­gie

Ein moder­nes Beschwer­de­ma­nage­ment folgt längst den Prin­zi­pi­en des Qua­li­täts­ma­nage­ments: von der Kun­den­ori­en­tie­rung über die struk­tu­rier­te Kom­mu­ni­ka­ti­on bis zur kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­bes­se­rung. Es ana­ly­siert Ursa­chen, steu­ert Kor­rek­tur­maß­nah­men und prüft deren Wirk­sam­keit – und lie­fert damit genau jene Evi­denz, die die Reform for­dert. Wer Beschwer­den ernst nimmt, betreibt Qua­li­täts­si­che­rung im bes­ten Sin­ne: nicht retro­spek­tiv, son­dern lern­ori­en­tiert und vor­aus­schau­end.

Neue Anfor­de­run­gen – neue Ver­ant­wor­tung

Mit der Pro­fes­sio­na­li­sie­rung wächst jedoch auch der Druck auf die Ver­ant­wort­li­chen. Der aktu­el­le Bench­mark zeigt: 17,2 Pro­zent der Beschwer­de­ver­ant­wort­li­chen erle­ben stark emo­tio­na­li­sier­te Reak­tio­nen als größ­te Belas­tung. Zugleich feh­len vie­ler­orts sys­te­ma­ti­sche Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te wie Super­vi­si­on oder kol­le­gia­le Bera­tung. Gera­de in einem zuneh­mend ange­spann­ten Gesund­heits­sys­tem, in dem Kon­flik­te schnel­ler eska­lie­ren, wird das Beschwer­de­ma­nage­ment zur emo­tio­na­len Schnitt­stel­le zwi­schen Pati­en­ten, Ange­hö­ri­gen und Per­so­nal. Es braucht des­halb mehr als gute Pro­zes­se – näm­lich Aner­ken­nung, Res­sour­cen und kla­re Zustän­dig­kei­ten.

Reform­chan­ce: Inte­gra­ti­on statt Insel­lö­sun­gen

Die Kran­ken­haus­re­form bie­tet hier eine his­to­ri­sche Chan­ce: Sie könn­te das Beschwer­de­ma­nage­ment nicht nur als ergän­zen­de Funk­ti­on, son­dern als inte­gra­len Bestand­teil der kli­ni­schen Qua­li­täts­steue­rung ver­an­kern – mit ver­bind­li­chen Vor­ga­ben zu Wirk­sam­keits­kon­trol­le, Qua­li­fi­ka­ti­on und Pro­zess­in­te­gra­ti­on. Die Zah­len zei­gen, dass vie­le Häu­ser bereit dafür sind: Fast 29 Pro­zent arbei­ten bereits voll­stän­dig nach den BBfG-Qua­li­täts­stan­dards, zwei Drit­tel set­zen sie zumin­dest teil­wei­se um. Ent­schei­dend wird nun sein, Beschwer­de­pro­zes­se stär­ker mit ande­ren Qua­li­täts­si­gna­len zu ver­knüp­fen – etwa aus CIRS, Pati­en­ten­um­fra­gen oder Risi­ko­ma­nage­ment­sys­te­men. In die­sem Sin­ne ist das Beschwer­de­ma­nage­ment kein Neben­schau­platz der Reform – es ist Teil des Fun­da­ments.

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